Auszug aus der Begrüßungsrede:
sehr geehrte Vertreterinnen und Vertreter der Sponsoren
und Partnerverbände
sehr geehrte Referentinnen und Referenten,
liebe Kongressteilnehmerinnen und Kongressteilnehmer,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
ich freue mich sehr, Sie heute zum 1. Bundeskongress Gender-Gesundheit an diesem prominenten und traditionsreichen Ort begrüßen zu können. Es war uns von Anfang an wichtig, für diesen Bundeskongress ein Ambiente zu wählen, das die öffentliche Wahrnehmung erhöht. Einen Ort, damit die vielfachen Diskussionsimpulse (die es ja schon gibt) auch in einer breiten gesellschaftspolitischen Öffentlichkeit sichtbar werden.
Ich freue mich, sie heute, dem Equal-Pay-Day begrüßen zu können, dem Stichtag an dem Frauen die Gehaltslücke von durchschnittlich 22% aufgeholt haben. Rund drei Monate mehr Arbeitszeit müssen Frauen im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen aufbringen, um auf das gleiche Entgeld zu kommen.
In kaum einer anderen Branche arbeiten so viele Frauen wie im Gesundheitswesen – als Ärztinnen, im Pflegebereich, in den sog. Assistenzberufen. Und auch hier tun sich große Lücken auf – nicht nur in der Bezahlung.
In Gesprächen während der Vorbereitung zu diesem Kongress bin ich oft gefragt worden: ja es arbeiten doch viele Frauen gerade in der Gesundheitsbranche? – sogar von "Feminisierung der Medizin" ist die Rede. (Was auch immer das heißen mag?) Ja, es arbeiten viele Frauen im Gesundheitswesen – an der Basis. In den Führungs- und Entscheidungsebenen bildet sich dieses Verhältnis dagegen nicht adäquat ab. Etwa 60% der Studierenden der Medizin sind Frauen! Wo bleiben sie wenn es um die Verteilung von Chefarztposten geht? Wo bleiben die Frauen auf den W3 bzw. C4-Professuren? Und wie viele medizinische Fachgesellschaften haben eine Frau an der Spitze?
Selbst die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe hat einen Präsidenten, einen 1. Vizepräsidenten und einen 2. Vizepräsidenten. Die Funktion des 1. und 2. Schriftführers und das Schatzmeisteramt sind mit Frauen besetzt – ebenso der erweiterte Vorstand. Wie viele Pharmakologinnen leiten Studien und Forschungsprojekte? Um nach der Reaktion des weiblichen Organismus auf bestimmte Wirkstoffe zu fragen? Welchen Stellenwert genießt Pflege und warum? Wir sehen: viele IndianerINnen, wenige HäuptlingINnen.
Eine Ausrede, die v.a. in technischen Berufen sehr beliebt ist, wirft Frauen vor, nicht das "Richtige" – wie z.B. Maschinenbau oder Informatik zu studieren. Gerade die Verhältnisse im Gesundheitswesen zeigen wie faul diese Ausrede ist.
Welche Veränderungen könnte eine Quote von 40% auf Führungspositionen – wie sie von der Initiative Pro Quote Medizin nun öffentlich gefordert wird – bringen; auch für die Patienten?
Ein Blick in die Kristallkugel könnte veränderte Strukturen zeigen: in denen Privatleben und Beruf leichter zu vereinbaren sind; übrigens auch für Ärzte! Vielleicht eine andere Kommunikationskultur? Stichwort: Hierarchie-Denken. Vielleicht eine umfassendere Diagnostik? Der Arzneimittelreport 2012 der BARMER GEK hat z.B. an Hand der verordneten Medikamente gezeigt, dass Frauen eher auf psychosomatische Ursachen behandelt werden, Männer dagegen eher auf körperliche und das Frauen, v.a. ältere oft vom Falschen zuviel bekommen.
Auch in der Ausbildung dürften mit mehr Professorinnen andere Schwerpunkte in den Fokus rücken. So bereitet im Reformstudiengang Medizin an der Charité die Übungseinheit "Interaktion" angehende Ärztinnen und Ärzte auf das Gespräch mit den Patienten vor.
Möglicherweise hat das auch wieder einen Einfluss auf die Bewertung ärztlicher und pflegerische Leistung zur Folge; gilt es teure Geräte zu amortisieren oder ein Gespräch zu führen, das ggf. Folgekosten vermeiden hilft?
In jedem Fall aber dürfte aber breiterer Horizont zu erwarten sein:
Manche Frage wird in Zukunft überhaupt erst einmal gestellt werden müssen. Wie z.B. in der Zahnmedizin. Fragen, die wir vielleicht noch gar nicht kennen. Ich freue mich, dass wir uns in den nächsten beiden Tagen dazu auf den Weg machen werden. (...)
Bundeskongress Gendergesundheit: Es darf geforscht werden
Bundeskongress Gendergesundheit: Es darf geforscht werden
Noch in den Kinderschuhen
Frauen müssen oft anders behandelt werden als Männer. Es fehlen Studien zu Unterschieden der Geschlechter in der Therapie.http://www.aerztezeitung.de/politik_gesellschaft/versorgungsforschung/default.aspx?sid=836019&cm_mmc=Newsletter-_-Newsletter-C-_-20130326-_-Versorgungsforschung
Gender-Medizin ist Neuland
Kongress in Berlin: Männer und Frauen unterscheiden sich als Patienten und als Ärzte
http://www.neues-deutschland.de/artikel/816658.gender-medizin-ist-neuland.html?action=print
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