Jetzt ist es passiert: Das Ultraschallscreening auf
Bauchaortenaneurysma wird bei Frauen nicht erstattet. Begründung des GBA: "Die Studienlage belegt den Nutzen
eines Ultraschall-Screenings auf Bauchaortenaneurysma für Männer. Sie ergab
jedoch keinen Anhaltspunkt für einen Nutzen für Frauen." Nun hat jene Verkürzung stattgefunden, die an
dieser Stelle im August 2015 bereits vorhergesagt wurde. In der Begründung des
IQWiG heißt es: "Es ergibt sich für
Gesamtmortalität, Ruptur-Häufigkeit, Anzahl Notfalloperationen und Anzahl elektiver Eingriffe kein Anhaltspunkt
für einen Nutzen des Ultraschall-Screenings auf BAA für Frauen. Für BAA-bedingte
Mortalität lagen keine Daten für Frauen vor." Unterschied
bemerkt? Im Wortlaut des IQWiG wird auf die maue Datenlage verwiesen, die
weitere Aussagen über ein Nutzen eines Screenings für Frauen nicht zulässt. Auf
die Gefahr, mich zu wiederholen: hier wird Quantität mit Qualität verwechselt.
Die Deutsche
Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) hat darauf hingewiesen,
dass 2013 immerhin 2.000 Frauen mit einem Bauchaorten-aneurysma ins Krankenhaus
eingeliefert wurden, denen ein solches Screening in der Vergangenheit
möglicherweise geholfen hätte; denn Risikofaktoren und Krankheitsverlauf scheinen
für beide Geschlechter zu gelten. Also, qualitativ betrachtet, hätte ein
Ultraschallscreening bei entsprechend gefährdeten Frauen durchaus einen Nutzen.
Sie stellen laut GBA aber nur 0,5 bis 1 Prozent der Betroffenen in der Risiko-
und Altersgruppe über 65, während Männer mit 4 bis 8 Prozent deutlich häufiger
betroffen sind. Quantitativ könnten also mehr Männer von einem Screening
profitieren als Frauen. Daraus aber "keinen
Anhaltspunkt für einen Nutzen für Frauen" abzuleiten scheint gewagt und lässt Fragen an
einer objektiven wissenschaftlichen Verfahrensweise aufkommen. Im Klartext
müsste es eher heißen, dass Frauen, die Gefahr laufen, von einem
Bauchaortenaneurysma betroffen zu sein, dieses diagnostisches Verfahren
entweder selbst bezahlen oder darauf verzichten.
Wie wird in
Zukunft wohl die Argumentation aussehen, wenn es um eine bessere Versorgung der
rund 700 Männer geht, die jährlich an Brustkrebs erkranken? Welchen Erfolg das
Versorgungsforschungsprojekt, der Deutschen Krebsgesellschaft und der
Universität Bonn haben wird, das gezielt nach den Bedürfnissen dieser Gruppe
fragt, inwieweit seitens des IQWiG ein "Nutzen" diagnostischer und
theoretischer Methoden für dieses eine Prozent der Neuerkrankungen festgestellt
wird, muss sich zeigen. Die künftige
"Studienlage" bleibt abzuwarten.
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