In Notfällen ist der weibliche Kommunikationsansatz scheinbar nicht der passende. Wenn wirklich schnell gehandelt werden muss, sind Männer laut einer randomisierten Studie des Universitätsspitals Basel offenbar im Vorteil. Um nach einem Herzkreislaufstillstand wertvolle Zeit nicht zu vergeuden, sondern für die Reanimation zu nutzen, braucht es Effizienz, die sich durch schnelle Entscheidungen und durch eine rasche Umsetzung auszeichnet. Klare und eindeutige Anweisungen sind das Gebot der Stunde, ebenso wie eine eindeutige Aufgabenverteilung. Hier kann man/frau sich vorstellen, dass es durchaus auch mal ruppig zugehen kann und sich schnell ein hierarchisches Gefüge bildet. Nicht alle Beteiligten werden dann gleichberechtigt in die Diskussion um das beste Handeln einbezogen. Ein typischer Top-down-Führungsansatz, mit dem viele Männer vertrauter sein und in bestimmten Situationen besser zurecht kommen mögen als Frauen. Einer übernimmt die Verantwortung und damit auch das Risiko des Handelns.
Tatsächlich zeigt die Erfahrung vieler Führungskräfte, unterschiedlicher Branchen, dass Mitarbeiterinnen, die mit mehr Verantwortung oder einer höheren Position betraut werden sollen, diese neue Herausforderung häufig gar nicht begrüßen und sogar ablehnen. Sich qua Verantwortung zu exponieren und gelegentlich auch zu sagen wo es lang geht, fällt vielen – trotz guter Ausbildung – schwer. Zu groß scheint die Furcht, sich unbeliebt zu machen und kritisiert zu werden. Liegt es am Geschlecht, an der Erziehung (noch immer?), die schon bei kleinen Mädchen die Zaghaftigkeit fördert – oder an beidem? Wie weit dagegen ein junges Mädchen kommen kann, wenn ihr v.a. durch den Vater genügend Vertrauen und auch Hilfe entgegen gebracht wird, zeigt sich in der jungen Einhandseglerin Laura Dekker: nämlich um die Welt. Mit ihrem Segelboot hat sie im zarten Alter von 16 Einsamkeit und Stürmen getrotzt, fremde Länder "erobert" und viele Probleme an Bord selbständig gelöst.
Die Studie aus Basel ist auf jeden Fall wichtig und aufschlussreich, nur sollten nicht die falschen Schlüsse daraus gezogen werden, etwa nach dem Motto: Frauen seien im Notfall eben doch das "schwache" Geschlecht. Vielmehr sollte weiterführenden Fragen nachgegangen werden. Zum Beispiel der, wie Ärztinnen im echten Leben agieren und nicht im Studiensetting, das auch als Prüfungssituation wahrgenommen werden könnte. In kompetitiven Situationen, also auch in Prüfungen, schneiden weibliche Teilnehmer häufig schlechter ab – auch weil Selbstzweifel am eigenen Können oft im Weg stehen.
Eine andere, ältere Untersuchung hat zum Beispiel gezeigt, dass Ärztinnen Patienten, unabhängig vom Geschlecht gleich lang reanimieren, während ihre männlichen Kollegen, sich für Frauen weniger Zeit für eine Wiederbelebung nehmen.
Vielleicht kann man/frau ja voneinander lernen und nützliche Kombination aus den unterschiedlichen Kommunikationsmustern entwickeln; auch für Notfälle.
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